Frau Chemo
Ich habe hier eine Frau, die an (zuerst wollte ich Krebs schreiben, aber nein, das will sie nicht) an der Chemo gestorben ist, so sagt sie. Ich durfte auch keine Haare zeichnen. Ich soll es so zeichnen, weil so war es. Sie hat bis zum Schluss gekämpft. Immer darauf geachtet, dass sie trotzdem gut aussehen würde. Auch wenn sie da nur noch Haut und Knochen war. Sie gibt mir eine Zahl die so um die 45 ist, ich vermute so alt war sie ungefähr als sie starb. Die Chemo war die Hölle, sagt sie. Wenn sie es vorher gewusst oder nur geahnt hätte, dann hätte sie es gelassen. Eigentlich hätte sie es wissen müssen, aber sie dachte bei ihr sei es anders. Sie hätte die Zeit besser nutzen sollen denn die Chemo hat nichts verbessert. Sie starb ja dann auch! (Ihre Worte). Ihr Leben war sehr unterschiedlich, es gab Phasen, da war sie alleine und dann waren da viele. Sie lebte in einer Partnerschaft. Es fühlt sich so an, als wären Kinder da, aber nicht die von Ihr. Irgendwie spüre ich Chaos. Vielleicht, weil sie es so hinterlassen hat. Sie dachte ja immer die Chemo wirke bei ihr.
Sie war immer sehr mit der Arbeit beschäftigt. Alles musste sehr korrekt sein. Sie hatte dort schon eine gewisse Stellung. Und sie war gebildet. Ich fühle da mind. Abitur und Studium. Sie liebte diese Zeit als Studentin. Frei sein, ungebunden und GESUND. Aber der Krebs lag schon in der Familie. Sie wollte es schon da nicht sehen. Sie zeigt mir lieber Bilder, wo sie mit einem VW-Käfer unterwegs ist. Sie ist da lachend und singend mit anderen Studenten (jungen Menschen). Alle tragen Schlaghosen. Es könnte fasst die 60-70er sein. Sie war jung und frei. Das Lernen viel ihr nicht so schwer, sie konnte schnell Wissen aufnehmen und behalten. Das hat sie von Ihrer Mutter, die sie alleine groß gezogen hat. Als Kind war sie viel alleine, dann hat sie ein Buch genommen und gelesen, bis die Mutter heim kam. Als Studentin war sie gar nicht alleine, aber da hatte sie dann wenig Zeit für Ihre Mutter. Sie hat gar nicht bemerkt, wie der Krebs die Mutter langsam sterben lies. Sie war so Mitten im Leben, im Mittelpunkt. Dann war sie auf einmal ganz auf sich selbst gestellt.
Aber sie kämpfte sich durch. Als sie noch arbeitete, trug sie eine Arbeitskleidung. Ich sehe einen weißen Mantel (Kittel). Es wirkt wie in einer Apotheke. Es gibt dort hohe Schränke, Schubladen und irgendwie Leitern. Es könnte auch ein Labor sein!
Sie muss eine Katze gehabt haben, oder die Mutter hatte eine. In ihrer Freizeit hat sie dicke Bücher gelesen, es sind Fachbücher. Sie hatte eine normale, eher schmale Figur. Sie machte Sport: Yoga, Laufen. Es muss da einen Park gegeben haben zum joggen. Sie wohnte in einer Stadt. Es wirkt etwas hügelig, aber nicht Berge. Es wirkt, als wäre ich im Ausland. Für mich sieht es aus, wie London. Haus an Haus, aber eine gute Adresse.
Es geht ihr um dieses Chaos, was sie hinterlassen hat. Sie hätte es regeln sollen. Sie will Dir, ihrem Partner sagen, sie hätte es gleich regeln sollen. Aber sie dachte doch immer, es sei noch so viel Zeit. Und nun sieht sie, dass das Gleiche wieder passiert und sie will daran erinnern, dass die Zeit nicht verlässlich ist. Es gibt Dinge die kann man später erledigen, aber nicht Dinge des Herzens. Nicht Dinge, in denen wir andere versetzen könnten oder gar wider unserer Selbstliebe handeln. Wir sind die, die es in der Hand haben und es gibt nur ein Jetzt. Egal, wie lange wir noch warten, es wird keinen anderen Augenblick geben als JETZT.